
Linz: Frauenkommission sieht erste Schritte zur Gleichberechtigung
Die Frauenkommission der Diözese Linz sieht Fortschritte auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Katholischen Kirche, mahnt aber weitere Anstrengungen ein. Die jüngsten Personalentscheidungen von Papst Franziskus und Entwicklungen in Österreich seien zwar erfreuliche Signale, doch von echter Gleichberechtigung sei die Kirche noch weit entfernt, so das Fazit der Frauenkommissions-Vorsitzenden Birgit Feldbauer-Durstmüller in einer Aussendung am Freitag. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März forderte sie erneut den Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern und "in einem ersten Schritt den Zugang zum Ständigen Diakonat". Dies gründe in der Überzeugung, "dass Frauen die gleiche Würde besitzen wie Männer".
Hintergrund sind jüngste Ernennungen von Frauen in kirchliche Führungspositionen: Im Vatikan wurde die italienische Psychologin Sr. Simona Brambilla als erste Frau an die Spitze des "Dikasteriums für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens" berufen, während Sr. Raffaella Petrini ab März als erste Regierungschefin des Vatikanstaates fungieren wird. In Österreich wurde die Pastoraltheologin Barbara Velik-Frank mit 1. März zur Bischöflichen Vikarin in der Diözese Gurk ernannt - ein Novum für Österreich.
Frauen würden damit zwar auf der obersten Entscheidungsebene ankommen, "verwalten große Budgetsummen und eine Schar an Mitarbeiter:innen", so die Kommission. Die kirchlichen Posten mit dem meisten Einfluss seien aber nach wie vor Männern vorbehalten, "da nur diese geweiht werden können - zu Diakonen, Priestern, Bischöfen". Dieser Umstand sei auch eine der Triebfedern für die Amazonas-Synode 2019 gewesen, wo intensiv über Ämter für Frauen diskutiert worden war.
Synodalität als Chance
"Berufung, Qualifikation und die Bereitschaft zum Dienst an der Gemeinschaft müssen die Voraussetzungen für kirchliche Leitungspositionen sein - unabhängig vom Geschlecht", erklärte Birgit Feldbauer-Durstmüller. Wichtig sei, genau hinzusehen, "damit nicht z.B. Befugnisse einer Leitungsfunktion eingeschränkt werden, sobald eine Frau auf einen Mann nachfolgt". Verständnis zeigte die Frauenkommission für das Spannungsfeld der katholischen Kirche, die zwischen dem Vatikan und knapp 3.000 Diözesen weltweit sowie unterschiedlichen Strömungen aktuell nach einem synodalen gemeinsamen Weg sucht. Mithilfe des Instruments der Weltsynode "könnte ein wichtiger Schritt zu einer gerechteren Teilhabe bisher benachteiligter Gruppen gemacht worden sein". Weiters erinnerte die Kommission an die Philosophin, Theologin, Soziologin und Ordensschwester Nathalie Becquart, die maßgeblich an der Organisation dieses "Mammutevents" beteiligt gewesen war.
Solidarität trotz Gegenwind
Auch die Frauenbeauftragte der Diözese Linz, Magdalena Welsch, betonte die Bedeutung gegenseitiger Unterstützung im Einsatz für Gleichberechtigung: "Egal, ob in der Kirche, der Wirtschaft, der Politik, der Kultur oder im täglichen Zusammenleben: Wir erleben bei unseren Bemühungen für mehr Gleichberechtigung erfreuliche Fortschritte ebenso wie scharfen Gegenwind." Ziel sei, "irgendwann das gute Leben für alle" zu erreichen.
Im Rahmen der Linzer Kundgebung zum Weltfrauentag lädt die Frauenkommission am 8. März zu einer Versammlung beim Musiktheater am Volksgarten ein. Gemeinsam mit dem "Bündnis 8. März" wollen kirchliche Gruppierungen - wie Katholische Frauenbewegung, Katholische Arbeitnehmer:innen-Bewegung, Katholische Jugend, Katholische Männerbewegung und Frauenkommission - ein sichtbares Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit setzen.
Die Frauenkommission der Diözese Linz wurde 1997 gegründet und setzt sich für die strukturelle Gleichstellung von Frauen in der Katholischen Kirche in Oberösterreich ein. Sie berät die Diözesanleitung, sensibilisiert für Frauenfragen und vertritt die Interessen von Frauen, die ehren- oder hauptamtlich in der Kirche tätig sind oder sich der Kirche zugehörig fühlen. Derzeit besteht sie aus 27 Mitgliedern, die die kirchlichen Berufsgruppen, Vereinigungen und Organisationen repräsentieren.
Quelle: kathpress