
Kirchenvertreter Riedl wichtige Stimme im ORF-Publikumsrat
Der Vertreter der Katholischen Kirche im ORF-Publikumsrat, der St. Pöltner Caritas-Generalsekretär Christoph Riedl, wird künftig in den dortigen Ausschüssen für Qualität und Programm sowie für Beschwerden mitwirken. Seine Wahl in die beiden ORF-Gremien erfolgte im Zuge der konstituierenden Sitzung des Publikumsrates am Donnerstag. Riedl wurde von der Österreichischen Bischofskonferenz für den Publikumsrat nominiert; er übt die ehrenamtliche Tätigkeit jetzt in seiner bereits zweiten Funktionsperiode aus, die vier Jahre dauert.
"Die heutige konstituierende Sitzung war ein gelungener Start für den neuen Publikumsrat, der die Interessen der ORF-Beitragszahlerinnen und -zahler vertreten soll", betonte Riedl nach seiner Wahl im Interview mit Kathpress und sagte: "Ich freue mich, wieder Teil dieses Gremiums sein zu dürfen. Wichtig ist vor allem auch die Arbeit in den Ausschüssen, in denen einerseits wichtige Zukunftsfragen zum Programm des ORF erörtert und Beschwerden geprüft und im Falle der Verletzung des ORF-Gesetzes auch stattgegeben werden."
Bei der konstituierenden Sitzung wählte der Publikumsrat als Vorsitzende Gabriele Zgubic-Engleder und als Stellvertreterin Petra Stolba. Weiters wurden aus dem Publikumsrat mit seinen insgesamt 28 Mitgliedern auf Basis des neuen ORF-Gesetzes auch neun Personen gewählt, die künftig dem höchsten ORF-Gremium, dem Stiftungsrat, angehören. Bereits im Vorfeld dieser Entscheidung hatte Riedl am Donnerstag gegenüber dem "Standard" erklärt, dass er im Sinne der von der Regierung angekündigten Entpolitisierung der ORF-Gremien bereit sei, sich der Wahl in den Stiftungsrat zu stellen. Auch Martin Ladstätter, Vertreter von Menschen mit Behinderung, und Matthias Karmasin, Vertreter der Akademie der Wissenschaften, kandidierten für den Stiftungsrat.
Keine dieser drei Personen konnte sich nach geheimer Wahl letztlich durchsetzen. Riedl erhielt 11 von insgesamt 27 gültigen Stimmen und verpasste den Einzug in den Stiftungsrat somit um drei Stimmen. In den Stiftungsrat entsandt wurden Gertrude Aubauer, Andreas Kratschmar, Herbert Rupp, Bernhard Wiesinger, Rudolf Kolbe, Siegfried Meryn, Andrea Schellner, Gabriele Zgubic-Engleder und Alexander Zach. Damit trat ein, was schon länger vermutet wurde: Vier der gewählten Personen stehen der ÖVP nahe, vier der SPÖ und eine den NEOS.
Auf diese Wahlentscheidung angesprochen sagte Riedl gegenüber Kathpress: "Mit meiner Kandidatur wollte ich einen Beitrag zu einer echten Wahl leisten. Schließlich hat der Verfassungsgerichtshof die zu bestellenden Personen von sechs auf neun erhöht, um eine Entpolitisierung der ORF-Gremien zu erreichen. Ich freue mich über elf Personen, die mir das Vertrauen ausgesprochen haben und gratuliere all jenen zur Wahl, die künftig vom Publikumsrat entsandt im Stiftungsrat tätig sein werden." Weiters hielt Riedl fest: "Ich sehe es als meine Aufgabe, in den Ausschüssen sowie im Plenum genau darauf zu achten, dass Parteipolitik - wie von der Regierung angekündigt - keinen Platz hat."
Kirchenvertreter mit Medienerfahrung
Christoph Riedl wurde 1978 in Wien geboren. Ab 1999 war er Büroleiter der katholischen Jungschar in der Diözese St. Pölten, ab 2002 Bundesgeschäftsführer der größten österreichischen Kinderorganisation. In dieser Funktion war Riedl auch mehrere Jahre Vorstandsmitglied der österreichischen Bundesjugendvertretung sowie im Netzwerk Kinderrechte.
Ab 2007 war Christoph Riedl als Journalist im ORF tätig: zunächst als Redakteur in der außenpolitischen Redaktion der "Zeit im Bild", ab 2009 als Redakteur in der Hauptabteilung Religion, wo Riedl vorwiegend Beiträge für das Magazin "Orientierung" produzierte und das Religionsmagazin ab 2010 auch selbst moderierte. Außerdem moderierte Riedl - bis zu seinem Wechsel 2017 zur Caritas - auch einen Großteil der Religions-Sondersendungen des ORF und analysierte kirchenpolitische Ereignisse im Rahmen der Sendungen des aktuellen Dienstes. In seiner Zeit im ORF war Christoph Riedl auch Redaktionsrat der Hauptabteilung Religion.
Seit 2017 ist Riedl bei der Caritas der Diözese St. Pölten tätig, wo er seit 2018 als Generalsekretär für Solidarität, Kommunikation & Soziales unter anderem den Außenauftritt der Caritas verantwortet. Zu seinen inhaltlichen Zuständigkeiten zählen etwa die Sozialberatung, Nothilfe und Rechtsberatung, die Auslandshilfe (mit Projekten in Pakistan, Senegal und Albanien), sowie die Bereiche Asyl und Integration, youngCaritas, Freiwilligenarbeit und PfarrCaritas. Als Teil der Leitungskonferenz ist er mitverantwortlich für rund 2.600 Mitarbeitende und ein Jahresbudget von 140 Millionen Euro. Von 2019 bis 2024 war er zudem Mitglied des österreichischen PR-Ethikrates. Riedl wurde 2022 erstmals von der Bischofskonferenz als Vertreter der Katholischen Kirche in das ORF-Gremium entsendet.
Quelle: kathpress